Im Februar 2018 wurde Neuwied eine Fair Trade Town. Es ist wünschenswert, dass sich Neuwied weiter globalen Herausforderungen öffnet und sich auch entwicklungspolitisch engagiert.
Diese Idee treibt der Arbeitskreis Lokale Agenda 21 in Stadt und Kreis Neuwied voran, der sich zum Ziel gesetzt hat, kommunal und weltweit einen Beitrag zu leisten, um die natürlichen Lebensgrundlagen zu erhalten, für soziale Gerechtigkeit zu sorgen und wirtschaftlichen Wohlstand zu ermöglichen.
Die Mitglieder des Arbeitskreises der Lokalen Agenda 21 Inke Thiesen-Hart und Josef Freise nahmen das Angebot der Servicestelle „Kommunen in der Einen Welt“ (SKEW) bei Engagement Global an, an einer Informationsreise in den Osterferien 2018 nach Palästina teilzunehmen, die von der SKEW durchgeführt wurde.
Die SKEW arbeitet seit 2001 im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung als Service- und Beratungseinrichtung für kommunale Entwicklungszusammenarbeit.
Ziel dieser Besuchsreise zu verschiedenen palästinensischen Kommunen im Westjordanland war es, Möglichkeiten für Entwicklungspartnerschaften zu erkunden. Dem Entwicklungsministr Dr. Gerd Müller, der über zehn Jahre zweiter Bürgermeister der schwäbischen Stadt Krumbach war, ist die kommunale Entwicklungszusammenarbeit ein Herzensanliegen, weil hier nicht nur technische Verbesserungen erreicht, sondern auch menschliche Beziehungen über Kontinente hinweg gefördert werden.
Da Prof. Dr. Josef Freise über eine Hochschulkooperation mit der Universität Bethlehem seit zwanzig Jahren regelmäßig Kontakte nach Israel und Palästina pflegt, bot sich diese Gelegenheit an, hier auch nach Möglichkeiten für kommunale Verbindungen mit einer palästinensischen Stadt zu suchen. Sein Kollege Prof. Dr. Sami Adwan stammt aus der Stadt Surif im Distrikt Hebron. Sami Adwan hat sich in der pädagogischen Versöhnungsarbeit zwischen Gruppen aus verfeindeten Nationen weltweit einen Namen gemacht hat. Durch seine Vermittlung zeigte sich die Stadt Surif an einer entwicklungspolitischen Kooperation mit der Stadt Neuwied interessiert.
Am 25./26. September 2018 nahmen Wolfgang Rahn (Stadtratsmitglied und Sprecher der Lokalen Agenda 21) und Josef Freise am Runden Tisch Deutsch-Palästinensische Kommunale Partnerschaften in Bergisch Gladbach teil.
Im Frühjahr 2019 fand erneut ein Besuch in Surif statt, an dem Inke Thiesen-Hart und Josef Freise, Elisabeth Freise (inzwischen Stadtratsmitglied) und seitens des Deutsch-Israelischen Freundeskreises Pfarrer Werner Zupp und Ingrid Gütler teilnahmen.
Bei diesem Surif-Besuch konnten eventuelle Bedenken ausgeräumt werden, eine kommunale entwicklungspolitische Zusammenarbeit mit der Stadt Surif sei gegen israelische Interessen gerichtet.
In der Stadtratssitzung im Dezember 2019 stimmte der Neuwieder Stadtrat einstimmig (4 Enthaltungen) für die Einrichtung einer kommunalen Partnerschaft mit der Stadt Surif.
Im Rahmen einer privaten Reise besuchten Frau Inke Thiesen-Hart und ihre Tochter Maria Anfang März 2020 die Stadt Surif, um sich ein Bild von der aktuellen Lage zu machen und persönliche Kontakte zu vertiefen. Gemeinsam mit Sami Adwan, Bürgermeister Mohammad Adwan und Verwaltungsmitarbeitern besuchten sie u.a. das Gebäude, das für das Projektvorhaben vorgesehen ist und diskutierten die Umbau- und Renovierungspläne.
Besuche in mehreren Familien mit beeinträchtigten Kindern verdeutlichte die Dringlichkeit, unterstützende Maßnahmen möglichst schnell auf den Weg zu bringen.
Ein wichtiger und notwendiger Schritt, um Gelder für Projekte zu beantragen, ist die Unterzeichnung eines Memorandum of Understanding (MoU), eine zunächst unverbindliche Absichtserklärung. Diese wurde Anfang März 2020 vom Bürgermeister in Surif, Mohammad Adwan, unterzeichnet und 14 Tage später in Neuwied von Oberbürgermeister Jan Einig.
Damit sind die Voraussetzungen für die Beantragung eines Kleinprojektefond beim Ministerium geschaffen.
Am 5. November 2020 kamen erstmals die Stadtspitzen von Neuwied und der palästinensischen Projektpartnerstadt Surif zu einer digitalen Videokonferenz zusammen; auch die Neuwieder und Surifer Initiator*innen des Projekts für Kinder mit Beeinträchtigungen waren mit dabei.
Am 17. Dezember 2020 tauschte sich das Projektteam aus Neuwied und Surif per Videokonferenz über den Stand des Projektes aus.
"Das Hauptproblem liegt darin, dass viele Familien sehr arm sind", erläutert die Gesundheitshelferin Shadia Abufara von der Stadtverwaltung Surif in der Videokonferenz.
Es fehle an Medikamenten, Spezielnahrung, Seh und Hörhilfen, an Rollstühlen, Rollatoren und an Spielen, die für behinderte Kinder auch zu Hause eine Lernmöglichkeite bieten könnten.
"Es wäre ein großer Fortschritt", so die Sozialpädagogin Hadeel Hih, "wenn es eine Art Beratungsstelle in der Stadt geben würde, wo Familien frühzeitig und schnell eine fachliche Diagnose und Beratung bekämen, ohne viele Jahre darauf warten zu müssen. Die Zeit, in der eine Frühförderung stattfinden könnte, ist sonst verloren."
Der aus Surif stammende Erziehungswissenschaftler Prof. Dr. Sami Adwan verwies auf das geplante Bewusstseinsbildungsprogramm, das nach der Corona-Pandemie Menschen über Behinderungen und über die Rechte von Menschen mit Beeinträchtigungen aufklären soll.
2021
Auch in diesem Jahr 2021 haben wir uns schon viele Male mit unseren Partnern in Surif per Video über die Aktivitäten dort und hier ausgetauscht. Ein kleines Team ist dabei, Familien mit behinderten Kindern zu interviewen, um die Situation, die Nöte und Bedarfe zu erfassen. Das daraus entstandene Video ist mit zusätzlichen Informationen und Beratungstelefonnummern auf der homepage der Stadtverwaltung Surif veröffentlicht.
Unser Spendenaufruf an die Neuwieder Bürger und Freunde kurz vor Weihnachten hat es ermöglicht, dass wir ca 5000,- Euro nach Surif schicken konnten. Wir und das Surifer Team möchte sich an dieser Stelle ganz herzlich dafür bedanken!!!
Am 12.10.21. war Prof. Dr. Sami Adwan zu Besuch in Neuwied.
OB J.Einig, R.Seeman, S.Adwan, I.Thiesen-Hart, J.Freise
Am Nachmittag hatten wir einen regen und herzlichen Gedanken- und Ideenaustausch mit den Stadtobersten
Abends hatte der AK Palästina zu einem Vortrags- und Diskussionsabend eingeladen
J.Freise, S.Adwan, I.Thiesen-Hart, M.Ismael
Hier eine kurze Zusammenfassung des Vortrages:
Surif (ca 18000 Einwohner) ist eine palästinensische Stadt, die seit der Römerzeit existiert. Der Name bedeutet Geldmünzerei und Geldumtausch.
Es gibt römische und islamische historische Überreste: Höhlen, Stätten...
Die Altstadt ist dringend restaurierungsbedürftig.
Die Stadt erstreckt sich über 18 Hügel/Täler. 60 % der Flächen befinden sich im Gebiet C, 40 % im Gebiet B. Nichts im Gebiet A, gemäß den Olso-Abkommen.
Sie liegt 22 km nordwestlich von Hebron und südwestlich von Bethlehem, etwa 450-815 Meter über dem Meeresspiegel, direkt an der Grenze zu Israel (an der Grünen Linie) Die Israelis errichteten einen Trennungszaun von etwa 7 km Länge auf ihrem Land. Infolgedessen wurden etwa 4 Tausend Quadratmeter Land beschlagnahmt. Jetzt bleiben der Stadt nur noch 28 Tausend Quadratmeter Land.
Schätzungsweise 10.000 Surifer wurden in den Kriegen von 1948 und 1967 zu Flüchtlingen und leben im Ausland.
Alle Einwohner sind Muslime
Etwa 49% der Bevölkerung sind männlich und 51% sind weiblich
Alter der Bevölkerung: unter 18 Jahre (44%), 18-40 Jahre (40%) und über 40 Jahre (16%).
Gesundheitssystem
Es gibt 8 Gesundheitszentren im Großraum Surif: 5 private, 2 staatliche und 1 betrieben von der UNRWA (Vereinte Nationen)
Sie bieten den Patienten lediglich ambulante Erste-Hilfe-Versorgung an. Es gibt kein Krankenhaus, keinen Krankenwagen, kein Notfallzentrum und keine Feuerwehr. Das nächste Krankenhaus ist etwa 22 km entfernt.
Es gibt etwa 20 private Arztpraxen: Allgemein-, Kinder- und Zahnkliniken.
In Surif leben ca 300 Menschen mit einer Beeinträchtgung, für die ein „Regionales Zentrum für Menschen mit Behinderungen“ geplant ist. Mit diesem Ziel vor Augen sind die Städte Neuwied und Surif eine Projektpartnerschaft eingegangen.
Schritt für Schritt…
- Die Stadtverwaltung darf eine alte Ambulanz als Standort nutzen. In diesem Gebäude wurde letztes Jahr zunächst einmal eine Corona-Notfallstation eingerichtet
- Das Video, in dem mehrere Familien mit Kindern mit Beeinträchtigungen interviewt wurden, ist fertiggestellt und auf der homepage der Stadtverwaltung Surif hochgeladen. Es beschreibt anschaulich die Nöte und Bedürfnisse der Familien
- Fortsetzung der bereits begonnenen Studie über Menschen mit Behinderungen in Surif
- Menschen aus Surif, die in Deutschland leben oder studieren, sollen in die Projektpartnerschaft einbezogen werden.
Was dringend ansteht:
1- Restaurierung/Anpassung des Gebäudes, das als Zentrum für Menschen mit Behinderungen dienen soll
2- Ausstattung des Zentrums mit den erforderlichen Möbeln und Geräten
3- Professionelle Ausbildung und Kapazitätsaufbau für das benötigte Personal
4- Spezieller Minibus/Van für den Transport von Menschen mit Behinderungen
5- Erleichterung der Versorgung von Familien mit behinderten Kindern mit den benötigten Geräten, Hygieneartikeln und Nahrungsmitteln
6- Informationshilfe für Familien: wohin soll man sich wenden, wen soll man fragen? welche Dienste gibt es wo? Aktuelle Informationen zur Gesundheit...usw.
Corona in Surif
- Impfungen fallen in die Zuständigkeit des palästinensischen Gesundheitsministeriums.
- Die meisten Impfungen finden im ambulanten Gesundheitszentrum in Surif statt.
- Impfstoffe: Visor, Sputnik light, Astrazenec, Moderna und Sputnik
- Alle 1200 Schüler der 10., 11., und 12. Klasse geimpft
- Alle Staatsbediensteten, einschließlich Lehrer und Gesundheitspersonal, werden an ihren Arbeitsplätzen geimpft.
- 60 % der Personen, die geimpft werden mussten, wurden geimpft. Das ist einer der höchsten Werte in Palästina.
- Die Impfung in Surif wird an zwei Tagen pro Woche durchgeführt.
- Die Impfung wird vom Gesundheitsnotfallkomitee in Surif und dem Gesundheitsministerium koordiniert.
- Impfungen für ältere und kranke Menschen zu Hause oder im Auto
Dezember 2021
Das im April beantragte Corona-Hilfspaket wurde endlich vom Bundesministerium bewilligt. Die 46.000,- Euro sind mittlerweile in Surif angekommen !!! Mit dem Geld werden medizinische Materialien und Geräte gekauft, die für die Behandlung der Infektion vor Ort benötigt werden.
Bei YouTube kann sich das Video angeschaut werden, das ein kleines Team im vergangenen Jahr in Surif gedreht hat. Es gibt einen interessanten und wichtigen Einblick in die Situation von Familien mit Kindern mit besonderem Förderbedarf.
Hier ist der link: Interviews mit Familien in Surif
oder etwas kürzer: Surif Kurzfassung
2022
Am 26.1.22. fand um 18:30 Uhr eine online Veranstaltung statt. Die Nahostexpertin Petra Schöning berichtete über das Leben, Corona und die Politik in Palästina.
Der Vortrag mit dem Thema "Zur Verflechtung von Politik und Religion im Heiligen Land“ von Prof. Dr. Josef Freise am 23. März war der erste einer Vortragsreihe, die schon als Vorbereitung für die Bürgerreise im September gesehen werden konnte.
Im Mai reisten Ingrid Degen, Inke Thiesen-Hart und Josef Freise nach Palästina, um sich ein aktuelles Bild von der Situaton zu machen.
Während des Besuches wurde ein Ersthilfe-Gesundheitszentrum eröffnet. Oberbürgermeister Einig überbrachte per Video Grüße und gute Wünsche. Die Räume wurden mit finanzieller Unterstützung aus Neuwied renoviert und ausgestattet. Es soll Menschen als erste Anlaufstation dienen, bevor sie sich auf den Weg in die weit entfernten Krankenhäuser in Bethlehem oder Hebron machen. Aus Bundesmitteln konnte die Stadt Neuwied ein Corona-Solidarpaket schnüren, mit dem medizinisches Material und medizinische Geräte (u.a. Beatmungsgeräte, Ultraschallgeräte, medizinische Betten, Gehhilfen usw.) gekauft wurden, die über die Pandemie hinaus dem Ersthilfe-Gesundheitszentrum zur Verfügung stehen. Einen ausführlichen Reisebericht finden Sie hier.
Am 18. Mai und 1. Juni konnten wir 2 Vorträge mit Diskussion von Petra Schöning hören. Hierbei ging es um Kunst und Kultur sowie Mädchen und Frauen in Palästina.
Ein Team in Surif hat 2021 das Video fertig gestellt, das die Situation von Familien mit behinderten Kindern eindrücklich darstellt: Surif - Familien mit behinderten Kindern
Die sog. Expertenreise im vergangenen Mai nach Surif hat uns Aufschwung gegeben, unser Projekt mit Freude voranzutreiben. Unseren Reisebericht könnt ihr hier ansehen.
Auch wenn mancher enttäuscht war, dass die Bürgerreise im September aufgrund von zu geringer Teilnehmerzahl auf nächstes Jahr (23.4.-2.5. 2023) verschoben werden musste, so waren doch einige aus Neuwied 2022 noch nach Israel und Palästina gereist:
Ende August haben Frau Sandra Thannhäuser, Leiterin des Amtes für Schule und Sport, und Bürgermeister Peter Jung an einer fachlich begleiteten Informationsreisenach Palästina teilgenommen. Die SKEW (Servicestelle Kommunen in der Einen Welt, Bonn) bietet Vertretern und Vertreterinnen von deutschen Kommunen, die sich ein Bild von der Situation vor Ort machen und persönliche Kontakte zu den Partnerkommunen aufbauen wollen, diese Reisen an. Sie kamen mit tief bewegenden und intensiven Eindrücken wieder.
Shadia Baradeiya , Peter Jung, Bürgermeister Hazem Ghnimat, Iyad Hmidat (Stadtverwaltung Surif), Sandra Thannhäuser, Sami Adwan
Vom 13.-17. September sind OB Einig, Werner Zupp (Dt-Isr. Freundeskreis) und Josef Freise nach Drom Hasharon (Israelische Partnerkommune) und Surifgereist. Eine gute Arbeit kann nur gemeinsam gelingen!
OB Jan Einig und Bürgermeister Hazem Ghnimat aus Surif
Werner Zupp, OB Jan Einig, Landrätin von Drom Hasharon Oshrat Goni Gonem, Josef Freise
Auf einem öffentlichen Informationsabend am 29. September 2022 konnten dann alle „Gereisten“ von ihren Erlebnissen und Erfahrungen berichten.
Wir freuen uns, dass wir im Oktober eine Delegation aus Palästina bei uns in Neuwied empfangen durften. Der Bürgermeister hatte mit 3 weiteren Surifern aus Verwaltung und Ehrenamt vom 2.-8. Oktober bei uns kommunale, schulische und touristische Stätten und Stellen besucht. Hier könnt ihr unseren Bericht dazu lesen: 2022_Rundmail_Oktober.pdf
2023
Die drei Frauen, die in Surif und Umgebung mit behinderten Kindern und Erwachsenen arbeiten, konnten beim Besuch im Oktober letzten Jahres aufgrund von Visa-Problemen nicht mitkommen. Umso mehr freuten wir uns, ihnen vom 5. bis 11. März ein informatives, projektbezogenes, kulturelles und persönliches Programm geboten zu haben. Begleitet wurden sie von Sami Adwan, unserem langjährigen Freund aus Bethlehem.
Hier findet ihr unseren Bericht über den Besuch.
Die Bürgerreise nach Israel und Palästina fand vom 23. April bis zum 2. Mai 2023 statt !!!
Der Termin war aus mehreren Gründen gut gewählt: Wir konnten das Land zur schönsten Jahreszeit erleben und haben uns zu keinem Zeitpunkt nicht sicher gefühlt. Letzteres wäre momentan nicht gewährleistet.....
Lest euch unseren Reisebericht hier durch :Bericht_Palästinareise_2023_.pdf
Über diese Reise haben wir am 21. Juni bei einem öffentlichen Vortrags- und Gesprächsabend in Neuwied berichtet.
Unsere Idee, mit dieser projektbezogenen Zusammenarbeit Familien mit behinderten Kindern zu unterstützen, ist immer noch aktuell. Zur Zeit sind wir gerade dabei, Gelder beim Ministerium zu beantragen, die den Aufbau von behindertengerechten Spielgeräten auf dem Gelände neben dem Bürgerhaus/Stadthalle in Surif unterstützen. Das Gebäude wird sehr oft für größere Feste genutzt. Es könnte sich zu einem attraktiven Treffpunkt für Familien mit Kindern entwickeln.
Mitte November 2023
Es ist schwer in Worte zu fassen, was wir wir fühlen, denken, sagen dürfen, können, müssen. Die Nachrichten sind niederschmetternd. Unser Mitgefühl gilt allen, die in diesem schlimmen Krieg leiden: den Angehörigen der Getöteten und Ermordeten, den von ihren Häusern Vertriebenen, den Hamas-Geiseln und all denen, die um ihr Leben bangen,...
Aus dem Westjordanland hören wir in den Medien vergleichsweise wenig. Die Menschen, mit denen wir in Surif und Bethlehem Kontakt haben berichten von Angst, Ungewissheit, Hoffnungslosigkeit und zunehmender existentieller Not. Da alle Städte und Dörfer abgeriegelt sind, ist es vielen nicht möglich zur Arbeit zu gehen (Geld zu verdienen). Patienten, Kunden und Verwandte können nicht besucht werden. Die Versorgung mit lebensnotwendigen Dingen wird zunehmend schwieriger.
Gewaltsame Übergriffe von Siedlern und Razzien von Seiten der Israelis aus Sicherheitsgründen haben erheblich zugenommen. Mehr als 115 Palästinenser sind in den letzten 4 Wochen dabei im Westjordanland getötet worden!
Gut, dass wir Menschen haben, mit denen wir reden können, um unsere Gedanken und Gefühle zu sortieren, Informationen und Wahrnehmungen auszutauschen und Möglichkeiten des Handelns zu entwickeln.
So haben wir mit den Partnerschaftsinitiativen aus Bergisch-Gladbach, Bonn, Brühl, Köln und Wuppertal einen Appell an die Bundesregierung und das Ministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung gerichtet, jetzt doch bitte nicht die kommunale Kooperation mit Städten aus Palästina zu stoppen. Unter diesem Link https://chng.it/4vy2M6k9gP kommt ihr zu der Petition bei change.org . Wenn ihr inhaltlich einverstanden seid, unterschreibt bitte und ermuntert weitere Menschen dazu, dieses Anliegen zu unterstützen.
Von unserem Arbeitskreis haben wir folgenden Text an die Presse weitergeleitet: 2023-11-08_Presseerklärung_zum_Stopp_der_Entwicklungszusammenarbeit_mit_Palästina.docx
Hier in Neuwied haben wir eine besondere Situation, für die wir sehr dankbar sind: es war in den vergangenen Wochen möglich, gemeinsam mit dem Deutsch-Israelischen Freundeskreis Veranstaltungen wie z.B eine Mahnwache und einen Informationsabend über unsere Reisen sowie Pressetermine zu gestalten. Lesen Sie hierzu den Artikel in der Rheinzeitung 2023-10-19_212128_RZ_E-Paper2.jpg
Die unterschiedlichen Perspektiven, Wahrnehmungen und Auffassungen werden respektvoll und wohlwollend gehört und diskutiert. Wir arbeiten daran, dass es so bleibt.
Uns tut es auch immer gut, wenn wir Texte finden, die nicht polarisieren, sondern Empathie mit dem Leid auf beiden Seiten zeigen, die zur Feuerpause aufrufen, um dann Wege zur Freilassung der Geiseln und des unmenschlichen Krieges zu suchen. Manchmal greifen die Texte Aspekte auf, die wir noch nicht bedacht haben und die auch kritisch zu diskutieren sind.
Diesen Artikel aus DER FREITAG (Ausgabe 42/2023) von Judith Butler würden wir gerne mit euch teilen: Judith_Butler.Hamas.doc
- Eckehard Binder unterstützt mit seiner Initiative „Hilfe für Bethlehem“ Familien in Bethlehem. Ich zitiere aus seiner Mail und schicke die Angebotsliste der Produkte, die er vertreibt. Besonders jetzt ist Unterstützung Hilfe notwendig. Und Weihnachten ist nicht weit….
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Die Lage in Bethlehem ist sehr schlecht.
Immer wieder dringen israelische Militärs mitten in der Nacht wahllos in Häuser ein, bedrohen die ganzen Familien mit vorgehaltenen MG' s, verwüsten die ganzen Einrichtungen, stehlen PC's und ziehen dann irgendwann wieder ab.
Dies berichteten mir bekannte Familien.
Die Schnitzerfamilien versuchen, weiter zu arbeiten. Eine Familie hat eine Möglichkeit gefunden, mir in der nächsten Woche mehrere Pakete zu schicken. Mal schauen, ob und wann sie ankommen. Da mein Lager noch relativ voll ist und alle Schnitzereien bereits bezahlt sind, würde ich mich über eine Werbung für meine Initiative sehr freuen. Ich schicke Ihnen im Anhang noch einmal meine Angebotsliste.Mit herzlichen Grüßen
Shalom und Salam
Eckehard Binder
Olivenholz_Angebotsliste_2023._pdf
Lesen Sie hier unsere Rundmail vom Dezember 2023 Rundmail_Dez_2023.pdf
2024
Im Januar haben wir Rotem Levi (Israeli) und Osama Iliwat (Palästinenser) in Neuwied zu Gast gehabt.
Und im März die aus Bethlehem stammende christliche Palästinenserin Faten Mukarker
Lesen Sie hier unsere Rundmail vom April 24 Rundmail_April_24.pdf
Am 12. Mai 24 Tag fand in Tel Aviv die, von Combatants for Peace und The Parents Circle - Families Forum organisiert, große israelisch-palästinensische Friedensveranstaltung statt. Die Gedenkfeier bot Israelis und Palästinensern eine einzigartige Gelegenheit, gemeinsam zu trauern und ein Ende der Besatzung und der anhaltenden Gewalt zu fordern. In Neuwied gab es die Möglichkeit, an dieser Veranstaltung im live-stream am 12. Mai um 19 Uhr im Gemeindesaal der Marktkirche teilhaben zu können.
Die diesjährige Zeremonie stand im Schatten des Terroranschlags der Hamas auf Israel am 7.Oktober und des darauf folgenden Krieges in Gaza. Die Veranstaltung stand in Kontrast zu jeder einseitigen Beleuchtung der Gewaltspirale in Israel und Palästina, lenkt den Blick auf das Leid beider Seiten und gibt den Glauben an gemeinsames politisches Engagement nicht auf. Sie war ein wichtiger Schritt in Richtung Versöhnung, Frieden und Hoffnung.